Die
Purple People-Eaters
Stellt
Euch einmal 4 grosse, muskelbepackte Männer in einem Purple Football
Outfit vor. Sie stehen zusammen und warten auf den nächsten Spielzug
des Gegners. Die gegnerische Offensive Line ist fast fertig, sie gehen
auseinander und nehmen ihre Positionen ein. Die letzen Worte bevor sie
sich trennen lauten: "Meet at the Quarterback."
OK,
das ganze hat sich nicht genau so abgespielt, aber die Defensive Line der
Minnesota Vikings hat den bekannten Ausspruch "Meet at the Quarterback"
geprägt. Oft genug haben 2 der Vikings Linemen genau das getan. Natürlich
hat es mehr Spaß gemacht, wenn sich sogar alle 4 getroffen haben.
Das Treffen dauerte nie besonders lange, trotzdem war es nicht besonders
lustig für den unglücklichen Ehrengast.
Die
Defensive Line der Vikings war so gut in den späten Sechzigern und
Siebzigern, das sie diverse Spitznamen bekam. Die "Purple People-Eaters"
und die "Purple Gang" waren die, die man am meisten hören konnte.
Wie auch andere gute Verteidigungen, tackelten die Vikings Quarterbacks
und Läufer für Raumverluste, aber sie gingen noch einen Schritt
weiter. Sie versuchten das "Big-Play" zu machen, das eine Niederlage
noch in einen Sieg verwandeln konnte. Für die Purple People-Eaters
war die Arbeit noch nicht getan, wenn sie nicht mindestens einen Paß
abgefangen, einen Fumble erzeugt, einen Punt oder ein Feldtor geblockt
oder einen freien Ball für einen Touchdown in die gegnerische Endzone
getragen hatten. Die Defense war so gut, daß man, auch wenn der Gegner
im Ballbesitz war, nie sagen konnte, welches Team die nächsten Punkte
erzielen würde.
Die
Purple People-Eaters waren nicht so monströs, wie die "Fearsome Foursame"
der Rams. Tatsächlich, waren sie eher klein, wenn man sie mit den
meisten Defensive Linemen verglich, aber sie waren schnell. Für die
flinken Spieler der Vikings war es nicht ungewöhnlich einen Tackle
auf der rechten Seite zu machen, auch wenn die ursprüngliche Position
links war, oder umgekehrt.
Angeführt
wurden sie vom linken Defensive End Carl Eller, welcher seit 1964 bei den
Vikings spielte. Seine langen Arme machten es fast unmöglich über
ihn hinweg zu passen. Mit einer Größe von 1,97m und einem Gewicht
von 112Kg konnte er die Blocker entweder zur Seite drücken oder an
ihnen vorbei sprinten. Carl wurde zum Anführer der Vikings Defense
und oft traffen sich die Spieler bei ihm, um über Football zu reden
oder einfach zu relaxen. Bart Starr, Quarterback der Packers, bezeichnete
am Ende seiner Karriere, Carl Eller als den besten Defensive Lineman im
Football. "Er hat alles in sich vereint, was ein Defensive End braucht."
Bart kam wahrscheinlich 1968, nach einem der Spiele gegen die Vikings,
zu dieser Schlußfolgerung. Carl sackte Starr drei mal, erzeugte einen
Fumble und blockte einen entscheidenden Feldtorversuch.
Neben
Carl spielte der linke Defensive Tackle Gary Larson. Gary war nicht so
schnell wie seine 3 Nebenmänner, aber dafür konnte er seine Position
halten und fing fast jeden Läufer der so dumm war sich in seinen Bereich
zu wagen.
Die
Vikings Mannschaftstreffen beim Quarterback begannen 1967 mit der
Ankunft von Alan Page. Bud Grant stand auf dem Standpunkt, daß Rookies
zuerst einmal die gestandenen Spieler beobachten sollen um von ihnen zu
lernen. Aber bei Alan war dies anders. Page war einfach zu gut um ihn auf
die Bank zu setzten. Er war so schnell, daß er manchmal die Running
Backs schon erreichte, bevor der Hand-Off erfolgte. Wenn ein gegnerischer
Spieler den Ball verlor, galt er normalerweise als Pages Eigentum. 1970
eroberte Page alleine 7 freie Bälle.
Jim
Marshall war der rechte Defensive End und spielte diese Position schon
so lange, daß er es wahrscheinlich im Schlaf konnte. Zum Endes der
Saison 1979 spielte er in 282 aufeinander folgenden Spielen, mehr als jeder
andere Spieler in der NFL Geschichte. Eigentlich war er zu klein für
seine Position, aber er war schnell und clever. Er liebte einfach alles
an dem Spiel und genoß es mit seinen Mannschaftskameraden zu spielen
und zusammen zu arbeiten.
Von
1968 an bis gut in die 70er beherrschten die Purple People-Eaters die besten
Offenses im Profi Football. Nach dem Spiel gegen die Vikings, in dem er
nur 8 seiner 22 Pässe an den Mann bringen konnte, bezeichnete Johnny
Unites, Quarterback der Baltimore Colts, die Vikings als die besten Paß
Rusher die er je gesehen hat. 1969 wurde Quarterback Bart Starr 8 mal ...
und der längste Spielzug an diesem Tag war über 13 Yards. In
einem anderen Spiel erzeugten die Purple People-Eaters 11 Fumble der Detroit
Lions Offense. Unvergeßlich ist auch das Play-Off Spiel gegen die
Rams (1969), indem Carl Eller einen All-Pro Blocker gerade zu wegfegte
und den Quarterback der Rams für einen Spiel entscheidenden Safety
tackelte.
Aber
nichts konnte mit der Saison 1971 mit halten. In diesem Jahr wurde Carl
Eller zum wertvollsten Verteidiger gewählt und Alan Page wurde als
erster Verteidiger überhaupt, zum MVP der Liga ernannt. Eine Serie
von Spielzügen aus dem Spiel gegen Detroit zeigt, was für eine
Saison Alan in diesem Jahr hatte. Page ärgerte sich über sich
selber, da er 2 Fehler in Folge beging und übernahm daraufhin die
Initiative im Spiel. Beim 1. Down sackte er den Quarterback für einen
großen Raumverlust. Beim 2. Down schüttelte er einen Blocker
ab und erwischte den Running Back für einen weiteren Raumverlust.
Beim 3. Down sackte er den Quarterback ein weiteres mal und schließlich
blockte er auch noch den abschließenden Punt.
Insgesamt
4 mal wurden die Purple People-Eaters gemeinsam zum Pro Bowl eingeladen,
was ein Rekord ist, und Eller, Page und Marshall starteten in jedem davon.
Aber
nicht nur Football interessierte die Purple People-Eaters, Page startete
eine Karriere im Rechtswesen und wurde Richter am Minnesota Supreme Court.
Eller wand sich der Schauspielerei zu und spielte im Film "Die schwarzen
6" mit, und Marshall interessierte sich quasi für alles, Poesie, Tauchen,
Bergsteigen, Managen einer Rockband und, und, und. Andere hatten das Glück
den Super Bowl zu gewinnen, aber niemand tat, was die Purple People-Eaters
taten. Seit 1967 spielten sie für mehr als 10 Jahre Defense zusammen,
wie man es nicht besser spielen kann. Sie gewannen in jedem Jahr, in dem
sie zusammen spielten, den Division Titel, mit Ausnahme von Einem. Lange
nachdem andere Spieler in ihrem Alter sich vom Football zurückzogen,
verletzt waren oder ersetzt wurden, stoppten sie noch die Running Backs
und hielten Teammeetings beim Quarterback ab. |